Wiener Bilder
Fotoserie von Bettina Frenzel

Was hat Wien mit Rosenstolz zu tun? Und wieso sollten wir dabei ans Wienerlied denken?

Als Nuschin Vossoughi 2001 das wunderbare Festival „Wien im Rosenstolz“ erdachte und umsetzte, durfte Bettina Frenzel das Bild dazu liefern: 2001 war das Kollegium Kalksburg, im Konzert-Café Schmid Hansl fotografiert und anschliessend von Rosen umrankt, ihre erste Übersetzungshilfe fu?r diese Zusammenhänge.

10 Jahre später - das Rosensujet existiert in abgewandelter Form als Einladungskarte für das 11. Festival noch immer - unternimmt sie einen neuen Versuch, Wien, Wienerlied und Rosen zusammenzubringen - der Begriff „Stolz“ erklärt sich in Hinblick auf die innovative, vielfältige und urspannende Wienerliedszene wohl von selbst.
Diesmal ist sie von den Rosen ausgegangen. Sie hat versucht, mit Rosen ihre Wienbilder zu schaffen, vom Wiener Schnitzel u?ber den Wiener Charme, die Wiener Hausberge bis hin zur Wiener Fremdenpolitik. Die Serie ist offen, dauernd entstehen neue Bilder, so vielfältig wie die Stadt ist auch diese fotografische Umsetzung.

Bettina Frenzels Fotografien sprechen. Über die ihren Bildern innewohnende Ästhetik hinaus gibt es, sei es in bildgebenden Details, sei es im Titel, mehr zu entdecken, manchmal Kritisches, immer Persönliches.
(Pressetext)

Großer Dank an: Maria Noisternig, Karola Frenzel, Michi Schiller, Reglindis Micko, Reinhilde Soyka, Anna-Klara Iraschko, Gerold Seidl und Uli Soyka.

Alle Bilder der Ausstellung sind als Postkarten erhältlich! Genauere Information dazu hier!

 

Wiener Bilder für Nicht-WienerInnen

Bettina Frenzel ist Wienerin.

Geboren wurde sie zwar in Belgien, aber seit ihrem 4. Lebensjahr bewohnt sie diese Stadt. Wie so viele andere WienerInnen.

Nach mehr als 40 Jahren wirft sie einen fotografischen Blick auf diese Stadt. Keine Stadtbilder im architektonischen Sinne, nein, ein Blick auf Wiener Begrifflichkeiten, mal plakativ, mal ironisch, liebevoll oder kritisch.

Wiener Begriffe werden von ihr in Rosen übersetzt. Als Ausstellung zum Wienerliedfestival "Wien im Rosenstolz" erdacht, lag die Wahl von Rosen als Ausgangsmaterial und Übersetzungshilfe nahe. Die Möglichkeiten, die sich aus Rosen und allem, was dazugehört, ergeben, und die Vielzahl an Begriffen, die es zu bebildern gibt, haben zu einer längerfristigen Auseinandersetzung mit Thema und Rohstoff geführt. Die Serie hat sozusagen gerade erst begonnen.

In Wien ist B. Frenzel in der freien Theater- und Tanzszene als Fotografin bekannt. Ihr zweiter Arbeitsschwerpunkt sind Stillleben, also Objektfotografie, Aufnahmen von Schmuck- bis zu großen Skulpturen.

Zurück zu den Rosen: Allein die Vielfalt von Blickmöglichkeiten auf Rosen überrascht. Rosen, sozusagen  in allen Aggregatzuständen - fest, flüssig, gasförmig - manchmal gar nicht sofort als Rosenteile erkennbar, bilden den roten Faden dieser Aufnahmen, die in der Bildkomposition auf den ersten Blick sehr unterschiedlich angelegt sind. Die ganze Serie ist im Studio fotografiert: Blende, die (damit verbundene Tiefen)Schärfe, Licht, Hintergrund(farben)wahl, all das spielt bei solcherart inszenierten Objektfotos mit.

Was der Serie letztlich noch den Kick zum Schmunzeln gibt, sind die Titel, die zu Wien und zum Blick der Fotografin auf diese Stadt zurückführen.

Um NichtwienerInnen an diesen inhaltlichen Aspekt der Bilder heranzuführen, hier ein paar Bemerkungen zu den einzelnen Titeln:

Das Wiener Schnitzel als die panierte Rose gibt wohl auch für NichtwienerInnen kaum Verständnisprobleme auf. Die  Form der panierten Rose erinnert gleichzeitig auch an manche Süßspeiserezepte, die Fotografin hat bewußt darauf verzichtet, die Rose wie das Fleisch vorher platt zu klopfen.

Der touristisch bestens vermarktete Wiener Charme ist auch ein allgemeiner Begriff. „Charmant“ zu sein, laut Wörterbuch „von gewinnender Wesensart, bezaubernd“ wird den WienerInnen sozusagen in die Wiege gelegt. Hier bekommt der Charme, hinter einer Fensterscheibe, die mit einer Fettschicht beschmiert wurde, einen schon beinahe triefenden Charakter.

Auch der Wiener Schmäh ist legendär. Laut Wolfgang Teuschl  umfaßt der Schmäh „Trick, List, Lüge, Gefasel, Witz, Bonmot, Gleichnis, Scherz, Umschreibung. Für die spezifisch wienerische Art des Redens, die alle diese Elemente enthält, ist  kennzeichnend, daß sie nie den Gegenstand direkt ansteuert, sondern sich ihm auf Umwegen nähert.“

Das Goldene Wiener Herz ist dementsprechend golden und doch auch ein bisserl abgründig schwarz geraten. Die Frage, ob sich hinter dem charmanten Äusseren ein weicher oder doch ein harter Kern verbirgt, soll hier nicht endgültig geklärt werden.

Das Wienerlied, nach Harry Zohn ein Lied „aus, über und für Wien“ hat in den letzten Jahrzehnten an Beliebtheit auch im eigenen Land wieder deutlich zugelegt. TouristInnen kennen das traditionelle Wienerlied von Heurigenbesuchen, allerdings gibt es inzwischen wunderbare Neuinterpretationen und weiter führende Crossovers in andere Musikrichtungen, die dem Wienerlied zu einem neuen Höhenflug verholfen haben.

Die Wiener Melange bezeichnet in Wien in erster Linie den Kaffee mit geschäumter Milch. Weiter gedacht bezieht sich die Fotografin hier auch auf die Mischung, die ihrer Meinung nach diese Stadt ausmacht. Ein Melting Pot im Herzen Europas, vielschichtig, tiefgründig, schön!

Was die Wiener Fremdenpolitik in den Augen der Fotografin wohl nicht immer so vielfärbig sehen kann.

Das Wiener Wetter ist kein zweideutiger Begriff, in den Medien wird dieses tagtäglich prognostiziert und/oder nachbesprochen. Speziell im winterlichen Halbjahr liegt allzu oft eine dicke Nebelschicht u?ber der Stadt, die die WienerInnen vom daru?ber liegenden blauen Himmel nur träumen läßt!

Die Wiener Linien GmbH & Co KG sind der städtische Verkehrsbetrieb der Bundeshauptstadt Wien. Die Dornen im Foto können als Stationen der U-Bahn-, Bus- und Straßenbahnlinien verstanden werden.

Der Wiener Prater ist eigentlich eine riesengroße Grünfläche, eine weitläufige öffentliche Parkanlage. Im Wiener Sprachgebrauch wird damit aber meist der „Wurstelprater“ gemeint, also  jener Teil, der aus einem Vergnügungspark mit  Hochschaubahnen, Ringelspielen und anderem besteht. Auch das Wiener Riesenrad ist hier zu finden.

Der Wiener Gürtel ist eine Hauptverkehrsader, die den Stadtkern als äußeren zweiten Ring umschließt. Das Rotlichtmilieu ist hier nicht zu übersehen, auch wenn in den letzten Jahren durch Stadtkonzepte versucht wird, dem entgegen zu wirken.

Die Wiener Außenringautobahn verbindet West- und Südautobahn, und ist somit ebenfalls eine Hauptverkehrsader, die rund um Wien, von Westen nach Süden, über die ausgedehnte sanfte Hügellandschaft geleitet.

Der Wienerwald ist (lt. Wikipedia) „der nordöstliche Ausläufer der nördlichen Kalkalpen in Niederösterreich und Wien. Das 45 km lange und 20–30 km breite Mittelgebirge ist großteils bewaldet und ein beliebtes Naherholungsgebiet der Wiener.“ In dieser Bildinterpretation ist deutlich die Wienerwaldcharakteristik zu erkennen: Hohe dünne Stämme, die schützenden Baumkronen nur noch zu erahnen.

Als Wiener Hausberge wird gerne die Rax-Schneeberg-Gruppe im Süden Wiens bezeichnet. Es sind die der Stadt am nächsten liegenden Berge, der Beginn der Alpen, wohin die Wienerinnen an freien Tagen zum Wandern, Klettern und Schifahren aufbrechen.

Der Wiener Zucker ist eine Marke. In Österreich wird der Zucker aus der Zuckerrübe gewonnen (nicht aus Zuckerrohr), und als solcher wird mit Wiener Zucker eine ganze Mehlspeisenkultur beworben.

Wien bei Nacht schließlich wird in der Fremdenverkehrswerbung vielfach verwendet, und ist auch einem Liedtext vom österreichischen Sänger Reinhard Fendrich entsprungen: „Haben Sie Wien schon bei Nacht gesehen? Haben Sie das schon erlebt?“ 

Wer mehr über Bettina Frenzel erfahren möchte, dem sei die webseite der Fotografin ans Herz gelegt: www.frenzel.at